Südwestlich
vom Banyolessee liegt die Ausgrabung von Vilauba -
eine riesige römische Villenanlage, die man
besichtigen kann (außerhalb der Saison schwierig,
wenn nicht gerade der Zaun niedergerissen ist).
Man findet die Villa folgendermassen: Von Banyoles
aus fährt man zunächst die GI-524 Richtung
Porqueres, biegt aber dann links ab auf die
GIV-5247 Richtung la Perpinyana und Puigsuris. An
der ersten Straßenabzweigung (rechts) nach
Puigsuris einfach vorbeifahren und schon liegt die
Ausgrabung Vilauba hauptsächlich rechts der
Straße.
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Entwicklung
der Villa vom 1.-3. JH n. Zum Ende des 4.
Jahrhunderts wurde in der Villa umgebaut, im 5.
Jh. anscheinend auch in einer größeren Trennung
von landwirt-
schaftlichen und Wohnbauten. Im 3. JH nahm die Villa eine Fläche von 657 qm ein. Der klassische Aufbau der römischen Villa: Fundamentausgleich, Sockel, Bodenbelag aus Terrazzo oder Mosaiken oder rechteckigen Fliesen. Wandaufbau: tragende Säulen und Fachwerk-Lehmwände, mit Fussbodenheizung, manchmal auch Wandheizung. Die Wände sind verputzt und bemalt, das Dach in Holzbalkenkonstruktion gefertigt, gedeckt mit Ziegeln. Die Fußböden und Arbeitsbecken waren mit opus signinum, einem wasserdichten Mörtel ausgeputzt, der durch Beigabe von feinen Keramikstücken sehr hart wurde. Nach der Eroberung durch die Westgoten wurde die Villa wieder bewohnt, man restaurierte anscheinend nur Teile der Villa und begnügte sich mit wesentlich weniger und kleineren Räumen. Im 7. Jh n Chr wird die Villa aufgegeben. |
In der Villa hat man Samen von Gerste (l'ordi), Weizen (blat) und Kerne von Trauben (raim) gefunden, auch Reste von Weingärten. Nachgewiesen wurden außerdem Gemüse, Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen), Wal- und Haselnüsse, Reste von Obstbäumen und getrocknete Früchte. Die Presse und andere Installationen bezeugen die Herstellung von Olivenöl und Wein. Im der Spätantike sind mehrheitlich die Knochen von Ziege und Schaf, Schwein und Wildschwein und Rind nachgewiesen und zwar jede Gruppe jeweils so um die 30%; außerdem Pferd, Hase, Hühner, Hunde und Muschelreste. Im Umfeld der Villa fanden sich Reste, die die Verarbeitung von Knochen zu Schmuck, zu Ahlen, Nähnadeln, etc. bezeugen. Weiterhin wurden wohl sowohl Pflanzenfasern als auch Wolle zu Textilien verarbeitet (Web-Gewichte), Metallguss von Eisen und Bronze zu Werkzeugen und Schmuckstücken (Gussformen und Eisenzangen) Geschirr kam sowohl aus der lokalen Produktion, als auch als Importware aus Afrika. Amphoren mit flachen Böden, gefüllt mit Trockenfrüchten aus dem Orient fanden ihren Weg hier her. |
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Fortuna mit dem Füllhorn in der Mitte, Merkur/Hermes mit Mantel, Geldbeutel und geflügeltem Helm, ein Lar und ein Podestchen, dessen Figur verloren ist. |
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Als
Dachabdeckung dienten genormte, gegbrannte
Dachziegeln (Tegula) Auf einer hat man soar die
Herstellerpunze gefunden: C. Obvlni,
wahrscheinlich d'Ermedàs.
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Die
Reste dieses Produktionsbereiches der Villa werden
als Öl- oder Weinpresse interpretiert.
Der Pressenraum zeigt die beiden steinernen
Fundamente für den Pressbaum.
An den Nebenraum schließt sich das Reservoir für die ausgepresste Flüssigkeit an. Wie so eine Presse in Natura ausgesehen haben muss, kann man z. B. bei Erden an der Mosel genauer betrachen, wo man eine römische Kelteranlage originalgetreu aufgebaut hat. |
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In
diesem Raum hat man mehr als 200 Keramikstücke
gefunden, auch aus Glas und Metall,
weshalb man den Raum als Vorratskammer der Villa
interpretiert.
Die Vorratskammern waren oft unterhalb der erhöhten, mit Säulen gesäumten Terrasse eingebaut, wenn das Gebäude im Hang lag oder als gut belüfteter Keller Vorratsraum im Keller angelegt. |
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Öllampe mit zwei Dochtenden und zwei Ösen zum Aufhängen - afrikanische Importware Teil eines Goldkettchens, das man in Vilauba gefunden hat |
Die
Villa wurde
überhaupt nur entdeckt (der Bauer wird mal wieder
Jahrzehnte lang nichts bemerkt
haben...), weil der ehemalige Feldweg verbreitert
und asphaltiert werden sollte. Dabei
stieß man auf die bedeutenden Villenreste. Anstatt
nun die Straße ein paar Meter zu
verlegen (ich nehme mal an, das scheiterte auch
wieder am Protest des bäuerlichen
Eigentümers), musste man die Straße dann mitten
durch das
Villen-Areal asphaltieren. Auf der linken Seite
liegen jetzt die Reste der Thermenanlage
der Vila Alba/Vilauba.
Auf der Einführungsseite zu Katalonien, bzw. auf der sich anschließenden Seite über die Alberesberge, werde ich ein paar Karten und Daten zu der Verbreitung und Namens- gebung der römischen Villen einstellen, damit man mal einen Überblick darüber bekommt, wie flächendeckend doch Katalonien (und nicht nur diese Region) mit römischen Resten gepflastert ist. Mir geht dabei immer noch im Kopf herum, dass die Generalitat von Catalunya in ihrem ausführlichen Infoblatt zu der Verbreitung und Auffindung romanischer Kirchen behauptete, die romanische - also christliche - Kultur wäre die ERSTE GEMEINSAME Kultur Westeuropas gewesen. Jaaa, da bekommt der archäologisch interessierte Mensch gelegentlich einen schweren Lachanfall, wenn man bedenkt, dass die Bandkeramik um 5300 v. Chr. vom Schwarzen Meer quer durch Europa bis nach Spanien verbreitet war und einen einheitlichen Kulturkreis dokumentiert. Und mittlerweile verfestigt sich die wissenschaftliche Meinung, dass es schon nacheiszeitlich eine allgemein verbreitete Kultur vom Atlantik bis ins Schwarzmeergebiet gab, die man als "Alteuropa" bezeichnet und die eine gemeinsame Sprachquelle hatte, später verändert durch die "indoeuropäische" Einwanderungswelle. Außerdem hat der römische Kultureinfluss Europa lange vor der christlichen "Übernahme" zumindest bis zum Limes und den östlichen Reichsgrenzen flächendeckend geprägt, indem sie politisch, agrartechnisch, religiös und bautechnisch Standards eingeführt hat, die den gesamten europäischen Raum westlich des Rheins und den Osten bis nach Kleinasien bis heute beeinflusst hat. Da kommt die Romanik um 800 n. Chr. doch erst eeeetwas später ins Bild. Naja... die Brille des Christentums guckt sich halt vieles schön. |