2012: Da mir die weissen Strähnchen im Schläfenbereich doch ziemlich auf den Wecker gehen und diese paar Haare den Gesamteindruck ganz schön beeinträchtigen, habe ich mich entschlossen, nach vielen Jahren des Nichtfärbens mal wieder zur Tat zu schreiten - aber nur mit Naturfarbe - wegen meiner Allergien - und aus Prinzip. Habe mich umgesehen und bin übers Internet zu den Khadi - Hennaprodukten gekommen.

Damit man eine Vorstellung vom Farbergebnis hat, habe ich mal digital protokolliert, wie es vorher, direkt nachher aussieht. Vielleicht hilft es jemand weiter, wenn er/sie sich das ansieht.
Vorher: Strassenköterdunkelbraun, mit Aufhellungen von Dauerwelle, Sommersonne und Salzwasser, rund ums Gesicht am Haaransatz ein feiner Kranz weisser Haare, der sich mittlerweile an den Schläfen ausweitet.



2012 vorher


12/2017 vorher

Ich habe schon früher einige Hennaprodukte ausprobiert. Die Hennapasten sind oft doch reichlich bröckelig gewesen, weil nicht genügend feinstaubig gemahlen. Khadi-Henna dagegen lässt sich klümpchenfrei anrühren, nimmt das Wasser gut auf und behält es vor allem. Allerdings muss die Paste tatsächlich eine eher zähe Paste sein, sonst fängt es doch noch an runterzulaufen. Zu dünn angerührt bleibt sie nicht dort, wo sie färben soll. Die Paste lässt sich mit einem breiten Haarpinsel problemlos auftragen und verteilen und nachher auch rückstandsfrei wieder auswaschen. Bei anderen Hennas hat man schon mal Mühe gehabt, irgendwelche kleinen, strohigen Reste auszuspülen.

Das passiert bei Khadi-Henna nicht. Liess sich sauber ausspülen. Weil ich nur an Schläfe und Stirn und im Nackenkranz weiße Haare habe, ging es mir nicht darum, flächendeckend eine dunkle Haarfärbung vorzunehmen, sondern darum, die weissen Haar an den Rest der Haarlängen anzupassen und dem gesamten Haar etwas Pflege und Glanz zu verschaffen. Allerdings wollte ich auch keinen hellen Kupferkopf mehr bekommen, wie ich ihn mit 25 getragen habe (das klappt aber eh nur, wenn die Haare weiss sind oder man vorher die Haare chemisch aufhellt). Und das ganze sollte auch nicht zu dunkel werden.

Nach einiger Zeit des Experimentierens ist der Stand der Dinge 2017 nun so:

1. Durchgang: Das Hennapulver für Rot muss heiss angerührt werden. Unbedingt die mitgelieferten oder gekauften Handschuhe benutzen. Das Rot färbt einfach ALLES. Dann wird zunächst der weisse Haarkranz rund um die Stirn und im untersten Nackenbereich mit Kupferrot eingepinselt. Ruhig grosszügig alles erwischen und die Paste ein bisschen bis zur Kopfhaut durchkneten. Am Schluss einen Hennapasterest durch die Haarlängen ziehen. Das muss nicht besonders genau sein, nur einen Übergang in die Längen bilden. Den Kopf mit Haushaltsfolie umwickeln oder das mitgelieferte Plastikteil überziehen; Handtuch zum Warmhalten drumherum knoten. Gut einwirken lassen (ca. 1,5 Stunden) und gründlich auswaschen. Die Haut ist an den Stellen, wo die rote Paste wirkte, ebenalls rot eingefärbt. Macht aber nichts, wenn man danach mit Braun drüberfärbt.



2. Durchgang: Das Hennapulver (Naturbraun) wird nur mittelmässig heiss, bei höchstens 50 Grad, angerührt, sonst gehen die dunklen Indigofarbtöne kaputt. Die Paste grosszügig über die bereits rot eingefärbten Haarpartien streichen, auch wieder einen letzten Anteil in die Haarlängen verteilen und lange einwirken lassen (3 Stunden). Das Braun braucht länger für eine intensive Wirkung. Gründlich auswaschen. Nun ist die rot eingefärbte Haut auch wieder weiss neutralisiert. Soll es nur Rot werden, muss man etwas genauer arbeiten und Hennareste an unliebsamen Stellen sofort entfernen. Die eingefärbte Kopfhaut bildet sich auf natürlichem Weg durch Abschuppung wieder zurück.

Ich färbe also nicht mehr in einem einzigen Durchgang, weil Rot und Braun in unterschiedlichen Hitzezonen angerührt werden müssen. Macht mehr Arbeit und man sollte sich wirklich die Zeit dafür nehmen, sich während des Einwirkens zu entspannen, vielleicht eine Gesichtspackung auftragen und sich runterfahren, einen Bollywoodfilm angucken, Tee trinken, ein Schläfchen machen, Lesen oder sich seinen kleinen Hausarbeiten widmen.

Da die Haare meistens nicht restlos alle Farbbestandteile anlagern können und sich ein Teil nur leicht bindet, wäscht sich bei den nächsten Haarwäschen der Überschuss aus und färbt auch mal aufs Kopfkissen ab, was sich aber bei 40 Grad rückstandsfrei rauswäscht. Auch die stellenweise eingefärbten Handtücher werden wieder sauber; ist aber vorsichtshalber angesagt, eher dunkle oder alte Handtücher zu benutzen - und T-Shirts, die man nicht mehr draussen anzieht. Die einmal erreichte Färbung des Haares bleibt bestehen und hält sozusagen für immer und ewig.


Färbeergebnis nach zwei Durchgängen. Dort, wo die Haare wirklich weiss
waren, sticht das Rot noch etwas durch. Dunkelt aber nach. Bei dem
zweiten Durchgang war die Paste etwas dünnflüssig geraten und hat an den Stellen
nicht so richtig gehalten. Normalerweise sind die Haare da auch dunkel.

Das Ergebnis sieht gerade wegen der etwas unterschiedlichen Farbnuancen SO natürlich aus, dass kein Mensch sagen könnte, ob die Haare noch natürlich dunkel sind oder gefärbt. Jedenfalls sieht das ganze Haar sehr lebendig aus, im Gegensatz zu gefärbtem Haar, das immer eine extrem tote Einheitsfarbe hat.

Eine gute Haarspülung habe ich lange vermisst, weil nicht mal die duftstoff-, konservierungs- und farbfreie Balea med-Serie von dm-markt eine Haarspülung auf dem Markt hat und sie auf Anfrage auch nicht bringen wird, mangels Kundenan/nachfragen. Mittlerweile haben sie das Shampoo mit einer Haarspülung aufgepeppt. Ist nun auch wieder nicht optimal, weil das für sehr feines Haar schon wieder zuviel ist.

Beim Kauf der Khadi-Hennapulver habe ich mir gleich zur Probe mal den Khadi herbal conditioner Shikakai&Honig mitbestellt. Ich bin von dem Zeug ziemlich begeistert. Man merkt schon beim Einmassieren, dass sich die Haarschuppen spontan anlegen; kurz durchwuscheln und ausspülen. Wer auch seine Kopfhaut mehr pflegen will, der lässt einfach länger einwirken - nach Anweisung.

Nach der Anwendung geht die Bürste durch meine ca. 40 cm langen Haare wie durch warme Butter. Das Gute ist: Meine sehr feinen und leicht nachfettenden Haare werden nicht zugepappt, sondern sind hinterher schön leicht, glatt und glänzend. Bei krausen Haaren wirkt die Spülung noch nachweisbarer. Das Nachfetten kann allerdings keine Spülung und keine Behandlung der Welt verhindern. Da sollten sich die Frauen mal keine Illusionen machen. Alle zwei Tage ist Waschtag.

Der Haarbalsam ist - der Deklaration nach - mit einem nicht näher deklarierten Parfum beduftet, was meiner Meinung nach gar nicht sein müsste. Der Duft hält sich aber in Grenzen und hält sich - jedenfalls auf meinem Haar, auch nicht allzu lange.

Einen Trick muss ich noch vermelden, der dem Haar einen unglaublichen Glanz verleiht. Ich habe mich nämlich erinnert, dass meine libanesischstämmigen Bekannten auch Kaffee oder starken schwarzen Tee unter die Hennapaste mischen. Also habe ich mir den tagesaktuellen Kaffeerest aus der Kaffeemaschine genommen und damit die Hennapaste gemischt. Das Ergebnis hat mich überrascht! SO einen Glanz hatte mein Haar schon ewig nicht mehr. Es glitzerte regelrecht im Licht. Muss wohl an den Säureanteilen im Kaffee/Tee liegen, die die Haaroberfläche straffen. Und angeblich soll das Koffein den Haarwuchs anregen, wenn man der Werbung für teure, koffeinhaltige Shampoos glauben darf.

Shampoo: Meine Suche nach parfümfreien (das von Balea med funktioniert) aber auch palmitatfreien Shampoos ist eindeutig gescheitert. Auch die angeblich so teuren Haarseifen und die sehr preiswerte Naturolivenseife aus Korfu hatten nicht den gewünschten Erfolg, da sie das Haarfett nicht wegbekamen, bzw. durch die natürliche Nachfettung mein feines Haar eben gleich wieder mit Fett versorgten. Und die Essig/Zitronenspülungen konnten auch Kalkreste und Fette nicht wegbekommen.

Dass ein Haarpulver von Kadhi das schaffen könnte, bezweifelte ich lange und habe es deshalb zunächst nicht ausprobiert. Auch der Preis hat mich ein bisschen abgeschreckt, weil ich eben alle 2-3 Tage meine Haare waschen muss. Doch dann las ich kürzlich in einer Frauenzeitschrift von einem Test der alternativen Waschformen, in dem EINZIG das Shikakai-Pulver von Khadi den Test bestanden hatte! Ich las bei Wikipedia nach. Info: Das Khadi-Pulver-Shampoo besteht aus den gemahlenen Bestandteilen des Shikakai-Baumes, dessen waschaktiven Saponine (Seifenstoffe) schon seit ewigen Zeiten als Waschmittel von den Indern genutzt werden. Also habe ich mir das mal bestellt und ausprobiert.

Ich rühre 2-3 EL in Wasser ein und verteile es dann in den Haaren, insbesondere in die fettigen Anfangspartien, rubbele es über die gesamte Kopfhaut und Haaransätze und streiche es dann durch die Haarlängen. Es muss etwas länger einwirken. Leider bindet das Pulver nicht so wirklich zu einer angenehmen Konsistenz und etwas unangenehm ist auch, dass so viele kleine Körnchen (ich nehme an, das sind die nicht ganz pulverfein gemahlenen Anteile der Rinde oder der Samen) enthalten sind. Vielleicht muss die Paste auch etwas länger stehen. Ich wickle also ein Handtuch um den Kopf während der Einwirkzeit.

Danach gründlich ausspülen. Sehr gründlich, weil die kleinen Körnchen sich dann doch etwas in den Haarlängen festklammern. Einmal Einwirken lassen reicht tatsächlich! Zum Schluss noch den Shikakai&Honig-Haarbalsam gründlich auf der Kopfhaut verreiben und durch die Längen ziehen. Einwirken lassen, ausspülen.

Durch die etwas längere Einwirkzeit kann man die Haare natürlich nicht grad mal nebenbei beim Duschen oder mal SCHNELL zwischendurch waschen. Auch hier ist mein Hinweis: Die Zeit einfach mal zum Entspannen zwischendurch nutzen.


So sehen die Längen nach zwei Durchgängen mit Rot und Haselnussbraun aus.
Sehr natürlich und praktisch meine natürliche Haarfarbe.
Die Haare glänzen so sehr, dass die Reflexe weiss erscheinen.

Einen kleinen Hinweis wage ich, mir in Richtung meiner Altersgenossinen zu erlauben: Ab 50 sollte man auf gar keinen Fall mehr richtig Schwarz färben. Das glaubt einem sowieso keiner mehr und der starke Kontrast hebt jede kleine Gesichtsfalte hervor. Und dieses, anscheinend von Anwenderinnen und Friseuren so beliebte Klimakteriumsbordeauxrot mit Blaustich, das steht meiner Meinung nach kaum einer Frau. Ich finde, dass dieser Blaustich die Haut drumherum richtig alt aussehen lässt. Leider enthalten die Chemiefarben für rötliche oder braune Farbtöne fast immer einen dieser Blaustiche, weshalb ich schon Mitte der 70er bei Henna-Produkten landete. Ich selbst, mit meinem eher gelblichen Hautunterton, sehe mit Blaustich im Haar aus wie eine Wasserleiche auf Urlaub.

Fazit: Mit den Khadi - Produkten bin ich sehr zufrieden und werde sie wieder verwenden.

Shop: www.khadi.de

P.S.: Ich werde nicht von Khadi gesponsort. Der Artikel hier ist meine absolut private Erfahrung und Meinung.