Zum Glück für die
interessierten Touristen - und wahrscheinlich sehr
zum Pech der Immobilienhaie - hat man die Reste
der Römervilla in Tossa offen gelassen und
konserviert. Die Anlage gibt einen guten Eindruck
davon, wie man Arbeit und Leben auf einem
römischen Gutshof organisiert hat. Tossa, bzw. damals Túvissa gehörte zur römischen Provinz Tarragonensis. Natürlich suchten sich die Römer immer die guten Grundstücke mit Aussicht für ihre Villen aus. So liegt die Villa in Tossa auf halber Höhe mitten im Hang über der großen Bucht von Tossa. Heute ist der Ausblick von dort aus leider durch die Bebauung versperrt. Da direkt unterhalb der Villa eine Kirche steht, nehme ich mal an, dass dort ehemals ein kleiner römischer Tempel gestanden haben mag, der den Eigentümern und Arbeitern die Gelegenheit zur Ausübung ihrer Kulte gegeben hat. Eine geeignete Kultstätte hatten eigentlich alle besseren Güter in direkter Nähe. Diese Annahme liegt auch deshalb nahe, da die iberischen, gallischen und römischen Opferstätten und Tempel später überall - mehr oder weniger gewaltsam - durch die christlichen Zwangsmissionierer mit einer Kirche überbaut wurden. Im 1. und 2. Jahrhundert kamen die Villenbesitzer zu Wohlstand und bauten die Anlage mit Thermen, Garten, Schwimmbad und Mosaiken aus. Eine zweite Ausbauphase gab es im 3.-4. Jahrhundert. Es wurden Reste von Stuck, Wandmalereien und Marmorskulpturen gefunden, die den Wohlstand und Geschmack der Eigentümer dokumentieren. Natürlich waren die Fußböden und zum Teil auch die Wände der Villa durch eine Hypokaustenanlage beheizt. Die Feuerungsöfen, die typischen Stapel von Ziegel, die die Fußböden tragen und die Luftkanäle lassen sich zum Teil noch besichtigen. Die privaten Bäder und Brunnen wurden durch ein Kanalisationssystem versorgt, bzw. das Abwasser abgeführt. Die Wasserwege sind in der Anlage mit blauen Plexiglasplatten gekennzeichnet. An anderen Standorten kann man sehen, dass die Römer standardisierte Tonröhren, die ineinandergesteckt wurden, für ihre Wasserleitungen benutzten (wie im letzten Jahrhundert in Europa ebenfalls). Es gab Wasserhähne nach dem gleichen Verschlussprinzip wie auch die heutigen, meistens aus Bronze gegossen. Die wohlhabenden Römer haben sich das Leben also recht hygienisch und komfortabel gestaltet. Die römischen Gutshofvillen sind überall im römischen Reich - egal ob in Hispania, Gallien oder an der Adria nach dem gleichen Prinzip errichtet worden. Wohntrakt mit Mosaiken, private Bäder, Wohn- und Arbeitsgebäude nahe dabei aber getrennt voneinander. Angepasst wurde die äußere Schale an die Anforderungen und Möglichkeiten des Standortes, so dass jede Villa im römischen Reich den anderen zwar ähnelt, aber jeweils anders ausgebaut wurde. Unterhalb des Wohnbereiches, der anscheinend von einer Mauer abgestützt wurde und wahrscheinlich über eine Treppenanlage erreichbar war, lagen die Produktions- und Lagergebäude. Wie überall an der Küste wurden hier die Erträge der Felder, Weingärten und Olivenhaine von den Ebenen hinter der Küste (Weizen, Trauben, Oliven, Wein, Olivenöl, Mandeln, Walnüsse, Pinienkerne, Honig) verarbeitet und gelagert, bis sie übers Meer verschifft wurden. Die noch heute lebendigen Fischer- und Touristenorte der Costa Brava haben fast alle eine iberische, später griechische und/oder römische Vergangenheit, weil sie schon seit Jahrtausenden als Außenhandelsorte in den Mittelmeerraum dienten. Der Binnenhandel lief meistens über die Flüsse des Hinterlandes, die in die Buchten münden. Der Standort wurde bis zur Eroberung des römischen Westreichen durch die Goten genutzt. Dass spanische Halbinsel auch schon sehr viel früher besiedelt war, dokumentieren die Dolmen und die wenigen noch übrig gebliebenen Menhire im Hinterland. Siehe dazu auch die Seite über Romanyá de la Selva oberhalb von Palamós. |
so kann man sich die Villa aufgrund der Ausgrabung vorstellen |
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ein Gesamtüberblick der Wohnterrasse |
hier wurde der Hang passend aufgeschüttet und mit Pflaster befestigt |
Das Schwimmbad mit Tempelchen im rückwärtigen Garten |
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Grundmauern der Arbeitsgebäude und eine Skizze dazu |
Durchlass für Heizung oder Wasserkanal |
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Hier ist ein Wasserkanal mit Plexiglasplatten angedeutet |
So kann man sich die private Thermenanlage vorstellen Ein Badebecken der Badeanlage |
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Direkt
unterhalb der Villenanlage im Museum kann man sich
Infomaterial besorgen. Es gibt dort ein sehr
informativ gestaltetes Buch über die Villenanlage.
Siestazeiten beachten! |
Jenseits
und südlich der kleinen Bucht von Tossa ist
anscheinend noch mehr ausgegraben
worden. Jedenfalls führt dort eine Schwindel
erregende und für Knietote recht abschreckende
Treppe hinauf. Wer mir Näheres dazu erzählen kann,
schreibt mir bitte eine E-Mail!
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