Oostende 2013 und 2016


Und dann beschlossen wir 2013, mal eine andere Küste zu besichtigen und entschieden uns für Oostende - weil es einfach der kürzeste Weg dorthin von hieraus ist. In 4 Stunden ist man - mit wenig Sonntagsverkehr - dort. Freitags herrscht ab 13 Uhr Rush-Hour auf dem Brüsseler Ring. Da sollte man nicht hinein geraten.

Was wir feststellten war, dass Oostende und die ganze belgische Küste ein recht teures Pflaster ist und die Küstendüne praktisch überall mit Hochhäusern zugestellt ist. Erst bei de Panne kurz vor der französischen Grenze und zur holländischen Grenze hin, gibt es wieder "freies Land".




Das Wetter war uns hold. Am Ankunftstag war es diesig und die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass es abends zu nieseln anfing. Doch am nächsten Morgen gab es Sonnenschein und der hielt auch die ganze Woche an.



 
Die Ferienwohnung, die wir übers Internet gebucht hatten, haben wir nur von außen angesehen. Das ganze Haus war mit Gerüsten zugestellt und die Gerüsttreppe lief genau vor dem Fenster der Wohnung her.
Als wir uns bei der Immo-Gesellschaft meldeten und dies reklamierten, gab es auch gar kein Problem. Uns wurden zwei andere Wohnungen gezeigt. Die eine war absolut unterhalb unseres normalen Wohnstandards, aber die nächste entsprach völlig unseren Vorstellungen (zum gleichen Preis, wie die ursprünglich gebuchte).

Ich habe allerdings jeden Tag gehofft, dass der Aufzug auch die ganze Woche funktionieren würde, denn die Wohnung lag im 6. Stock. Das Gebäude: Aurora, Zeedijk 124, mit direkem Blick aufs Meer.



Wir haben zunächst einmal einen Orientierungsspaziergang unternommen und festgestellt, dass die Preise für ein Abendessen eben so sind, dass man die Aussicht auf Promenade und Meer reichlich mitbezahlt - und sind dann mal gleich zum Einkaufen losgezogen. Wie überall in Europa haben Aldi und Lidl ein regionales Angebot, das wir auch gerne nutzten.



 


 


Oostende - überhaupt alle Städte an der Küste - sind für Autofahrer und sämtliche Verkehrsteilnehmer ein heisses Pflaster. Die Küsten-Trambahn hat alle paar hundert Meter eine Haltestelle, die Bahntrasse kreuzt immer wieder die Strasse und die Kreuzungen. Zusätzlich sind ungeheuer viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs, kümmern sich auch gelegentlich nicht um rote Ampeln oder scheren überraschend aus. Alle 50 Meter ein Zebrastreifen. Die Parkplatzbewirtschaftung überzieht die ganze Stadt und sämtliche Zufahrtsstrassen mit ordentlichen Tarifen. Es gibt zwar überall Schwerbehindertenparkplätze, aber für die braucht man eben die blaue Karte. Und es wird überall wirklich scharf kontrolliert.

Ausblick aus der Ferienwohnung

Das Ostende von Oostende (Heist)


Lange Bänke zum Abhängen in beide Sonnenrichtungen - hinter dem Windschutz gibt es die gleiche Bank noch einmal gen Sonnenuntergang.

Bei Sonnenschein die Promenade an der großen Therme



Die Küstenorte sind überwiegend schwerbehinderten-freundlich gestaltet. Die Promenaden sind alle so angelegt, dass man als Rollstuhlfahrer ohne Weiteres überall hinkommt. Auch die Toilettenanlagen in Strandnähe sind entsprechend ausgestattet und viele Lokale haben eigene Schwerbehindertentoiletten. Manche aber auch nur enge Stiegen in die Keller.

Die Promenade wurde vor rund 10 Jahren komplett neu gestaltet und bietet viel Platz, auch für die Kids, um mit allen möglichen Minifahrzeugen zu spielen.







Natürlich ist Belgien "Leopolds Land". Wo immer sich eine Gelegenheit bietet, steht ein Leopold- oder Königinnendenkmal, oder ein Park ist nach der Prominenz benannt.



Die typisch belgische Frittenbude haben wir auf der Promenade nicht gefunden, aber den Königinnenlaan runter in der Stadt gibt es einige.
Wer allerdings hofft, eine Frittenbude nach alter belgischer Tradition zu finden, die noch mit Rinderfett frittiert, der wird Pech haben. Die meisten Frituuren sind auf die moderne Raps/Palmöl-Mischung umgestiegen. Für die meisten kein Problem, für Raps- und Palmöl-Allergiker doch ein größeres.

Wir sind 2013 im Petit Paris gelandet, wo es außer Fritten auch andere kleine Imbisshappen gab. Die Fritten waren auch supergut und die Getränke nicht teuer.


Sprachlich ist Belgien interessant, weil ein Teil des Landes Flämisch spricht und der andere Teil Französisch. Die Speisekarten sind konsequent nur in den beiden Sprachen gehalten. Kein Deutsch, kein Englisch. Da Flämisch aber grundsätzlich ein Mischmasch aus deutschen, niederländischen, englischen Elementen ist, kamen wir gut klar und konnten sogar dem abendlichen TV-Film gut folgen. Die werden nämlich in Originalsprache (englisch, amerikanisch, deutsch) gesendet, mit flämischen Untertiteln. Man hört und sieht sich nach ein paar Stunden gut ein.










Kunstinstallation

einige Reste der Nobel-Ära von Oostende
Belle Epoque-Bauten aus dem 19. Jahrhundert.
Im Oostendener Leopoldpark gibt es einen lustigen Abenteuer-Minigolf. Das Essen, das dort im Restaurant mit Biergarten angeboten wurde, sah gut und reichlich aus.







Alte Destillerie






In Oostende, aber auch in den anderen Küstenorten sind die Promenaden mit den teuren Markenläden gepflastert und den üblichen Klamotten- und Schuhläden. Und dort sah auch alles so aus wie überall. So richtig als Stadt schön ist Oostende ja nicht. Zu viel schnell gebaute Häuser aus den 70er-Jahren. Viel Altes verkommt, zum Teil wird saniert, zum Teil komplett neu und modern in die Baulücken gebaut. Die Häuser der Belle Epoque sind zum Tag des Denkmales zu besichtigen.

2016 haben wir dann auch den Schwarzlicht-Indoor-Minigolf in Ostende besucht und gespielt. 14 Fun-Bahnen. Gleich schräg gegenüber der Touristen-Info, jenseits der Hauptstrasse, die Strasse zum Strand.




In Blankenberge gibts auf der Strandpromenade ebenfalls solch eine Anlage.









Nach meinen Sturz 2013 war leider nix mehr mit Minigolfspielen, ich bekam nicht mal mehr die Zahnbürste hoch. Deshalb auch nur Bilder vom Minigolf im Leopoldspark und von Knokke-Heist. 2016 waren dann fast alle Minigolfplätze unter der Woche geschlossen.





Zum Indoor-Spielen mit Schwarzlicht und Leuchtbällchen sind wir 2013 leider nicht mehr gekommen.
Und weshalb kommt man überhaupt nach Oostende? Natürlich wegen "mehr Meer". Und wegen des Hafens in Oostende. Vor allem zwischen Zeebrügge und Ramsgate/England fährt auch alles kleine und große an Schiffen vor der Küste vorbei.


Dieses Riesenschiff fuhr fern am Horizont vorbei und wurde mit Teleobjektiv fotografiert. Die Buchstaben müssen bestimmt mindestens 20 m hoch sein, wenn man sie aus dieser Entfernung noch lesen kann!






Und täglich fährt der Kutter..




Die Möwen belagern den Kutter, normalerweise...

sitzen die in Gruppen auf dem Strand

Moewenmama knackt die Miesmuscheln, während die

halbwüchsigen Möwenkids gespannt zusehen.


Muschelstecher und Platjesfischer treffen sich bei Niedrigwasser am Strand. Der eine sticht mit einer Hohlröhre nach den an der Wasserlinie im Sand vergrabenen Muscheln, der andere leert sein Netz. Die Netze sind fest an der Niedrigwasserlinie verankert und stellen sich so auf, dass Seezungen und Platjes (die mit den roten Punkten) später im Netz hängenbleiben. Der Fischer braucht sie bei Ebbe nur noch aus dem Netz zu pfücken.

Und weil man sich beim Schwimmern bei Flut in den Netzen verhedern könnte, gilt hier eben auch ein Badeverbot.



Die "geernteten" Plattfische werden gesammelt und im Netz der Sand abgespült, bevor es in die Pfannen geht.
 
 
 
 
Strandspaziergänge... dabei gibt es immer wieder viel zu entdecken. Direkt an der Niedrigwasserlinie merkwürdig borstige "Würmer" im Sand. Und tatsächlich, das sind die oberen Bereiche von Röhrenwürmern.


 









  




 






Sooo klein war die Minikrabbe, die sich später hektisch im Sand vergrub.


Dieser Seestern war auch nur knapp 2 cm gross
Eines der speziellen Merkmale von Oostende sind die Strandbuden. Im Sommer dienen sie als Stauraum für allerlei Strandzubehör und als Ersatzdomizil für den ganzen Tag. Für den Winter werden sie auseinander geschraubt und irgendwo sicher untergebracht.



Sie geben ein tolles Motiv für Fotos ab - vor allem bei entsprechenden Lichtverhältnissen.






Und da wir ja Superwetter hatten, haben wir auch die Gelegenheit genutzt, jede Menge Sonnenuntergangsbilder zu machen.
















Die Strände werden durch Bunen/Wellenbrecher geschützt, bzw. der Sand dazwischen gesammelt. Sie bestehen aus großen schwarzen Steinblöcken und sind mit Muscheln und Algen überwachsen.


Jedenfalls machte ich 2013 die ersten Tage meine geliebten Strandspaziergänge und ging jeglichem Risiko aus dem Weg. Und dann muss mich der Teufel geritten haben und ich wollte den Rückweg über einen der Bunenübergänge antreten. Die ersten Tage hatte ich die Bunen gemieden und bin jeweils drumherum gegangen. Dann mittwochs muss ich mir eingebildet haben, ich käme da auch heil rüber und wollte einen dieser Übergänge benutzen. Das war ein Fehler!

Leider waren ein paar Algen dort noch feucht und ich landete krachend auf dem Hintern und Beine und Arme flogen nur so in alle Richtungen. Eine kurze Prüfung ergab: Ich kann tatsächlich noch Humpeln, linke Hand blutig aufgeschürft, rechter Arm nicht zu benutzen.

Also schlich ich mühsam über den Strand zurück zur Promenade, Blut lief die linke Hand runter; eine nette Dame, die grad die Fenster putzte, gab mir ein paar Papiertücher und ich telefonierte, um mich abholen zu lassen. Besuch der Notaufnahme, Röntgen. Nichts gebrochen, aber der Arm schwer gesprellt, Knie mittlerweile doppelt so dick wie normal. Der beschädigte Daumenballen wurde unter Lokalnarkose von Muschelschalen gesäubert und versorgt. Damit war der Urlaub erstmal auf Minimalniveau runtergefahren.








Tja. Und so durfte ich meine Franzöischkenntnisse nicht nur in den Restaurants vorführen - nein - ich durfte auch das Oostendener Krankenhaus von innen besichtigen. Dort war man aber SOWAS von mehr als überrascht, dass eine Deutsche sich auf Französisch verständigen kann. So langsam kommen bei mir echte Zweifel an Deutschlands allgemeinem neuzeitlichen Bildungsniveau auf...
Und so kam es, dass wir nicht mehr weit fuhren oder liefen, um abends eine warme Mahlzeit zu bekommen. Wir landeten - ganz passend zu unserem Hobby - im "de Golf". Wir haben dort zwei Mal gegessen und waren sehr zufrieden. Beim ersten Mal gab es ein Duo von Fisch (Lachs und Kabeljau) mit Pommes und Salätchen.
Beim zweiten Mal eine belgische Carbonade, wieder mit Pommes und Salätchen. Ich wäre auch NUR mit Fritten zufrieden gewesen, denn bei den belgischen kann man noch erkennen, dass das Kartoffeln sind!

 


Hier gibts zum Bier immer ein paar salzige Snacks. Lustigerweise oft unterschiedlich eingelegte Oliven, mal mit Kräutern, mal mit Chili - immer mit Knobi. SEHR lecker und eher spanisch!

Die Steaks waren beide Male supergut gebraten und das Fleisch zart. Natürlich musste ich mir auch etwas bestellen, mit dem ich allein linkshändig zurecht kam. Zum Essen gabs Kasteel-Bier (Achtung 11% Alkohol) und Kriek-Bier (mit Kirsche).